Wir haben die traurige Pflicht mitzuteilen, dass Daniel Spoerri am Mittwoch, den 6. November, verstorben ist.
Balletttänzer, Regieassistent, Herausgeber von »material«, einer Zeitschrift für Konkrete Poesie in den 1950er Jahren, Mitunterzeichner des Manifests der »Nouveaux Réalistes«, Objektkünstler, Anstifter zu zahlreichen Kunst-Projekten, Erfinder der »Eat-Art«, Stifter des »Il Giardino di Daniel Spoerri – Hic Terminus Haeret« und der »Daniel Spoerri gemeinnützige Privatstiftung« in Österreich… um nur einige aus einer langen Liste seiner Aktivitäten zu nennen.
Mit seinen dreidimensionalen Stillleben, den »Fallenbildern«, hat Daniel Spoerri sein Publikum bereits 1959 in Staunen versetzt, weil sie dem Gesetz der Schwerkraft zu trotzen scheinen. Bei dieser Erfindung ist es aber nicht geblieben. Immer wieder sorgte Spoerri für Überraschungen. Neben der frühen »Edition MAT« sind seine Bankette zu nennen, mit denen er als »Eat Art« die Essgewohnheiten der westlichen Gesellschaft reflektierte, in Frage stellte und erfahrbar machte.
Veränderung war Spoerris Devise, es widerstrebte ihm, sich im Bekannten und Bewährten einzurichten.
Seine Neugierde führte ihn von Zürich und Bern nach Paris, wo er mit seinen »Tableaux piège« vom Balletttanz zur bildenden Kunst wechselte und sich rasch einen Namen machte. Um dem sich ankündigenden Ruhm und der einer Festlegung auf ein Genre zu entgehen, zog er sich neun Monate auf die kleine griechische Insel Symi zurück. Dort erforschte er die Themen Küche und Esskultur und eröffnete im Anschluss in Düsseldorf das »Restaurant Spoerri«, das schnell zu einem Hotspot in der Kunstszene wurde. Wenig später gründete er im Stockwerk darüber eine »Eat-Art-Galerie«, in der Arbeiten von Künstler:innen präsentiert wurden, die sich mit Lebensmitteln auseinandersetzen: Roy Lichtenstein, Dieter Roth, Joseph Beuys und andere.
In Köln übte Daniel Spoerri seine erste Lehrtätigkeit aus. Mit den Studierenden seiner »Multi-Media-Klasse« entwickelte er Ausstellungen und andere aufsehenerregende Events. Eine Professur in München kündigte er Mitte der 1990er Jahre - er war der Meinung, dass freie Kunst und Beamtenstatus nicht zueinander passen.
Eine große Leidenschaft war sein Skulpturenpark »Il Giardino di Daniel Spoerri« in Italien, in dem Installationen von ihm und über 50 weiteren Künstler:innen zu sehen sind. Österreich verdankt ihm das »Ausstellungshaus Spoerri« in Hadersdorf, das seit 2009 in Wechselausstellungen sein vielfältiges künstlerisches Werk im Dialog mit den Arbeiten von Künstlerkolleg:innen dokumentiert.
Seit 2008 lebte Daniel Spoerri in Wien; an seinem Werk hat er bis kurz vor seinem Tod gearbeitet.
Für sein Lebenswerk wurde er vielfach geehrt und ausgezeichnet. Jetzt ist er im Alter von 94 Jahren in Wien gestorben.